Interview auf 3sat: Peter Voß fragt Herta Müller
3sat
Montag, 18.03.13, um 22:25 - 23:10 (45 Min.)
Die Literaturnobelpreisträgerin Herta Müller ist eine engagierte Autorin. In ihrem fulminanten "Spiegel"-Artikel "Herzwort und Kopfwort" fordert sie eine Gedenkstätte für die deutschen Exilanten des 20. Jahrhunderts. Diese waren bei ihrer Rückkehr nach Deutschland oft nicht willkommen, sondern fanden sich wie der Dichter Hans Sahl es nannte, im "Exil nach dem Exil". Peter Voß spricht mit der Schriftstellerin und Literaturnobelpreisträgerin Herta Müller über das Schicksal von Exilanten.
Herta Müller ist selbst Exilantin, 1987 verließ sie als politisch Verfolgte Rumänien. Nach der Veröffentlichung ihrer ersten Erzählungen "Niederungen" war sie in die Maschinerie des rumänischen Geheimdienstes "Securitate" geraten. Auch in Deutschland versuchte der Geheimdienst, die Schriftstellerin politisch zu verunglimpfen: Mit dem Ziel Freundschaften zu zerstören, Misstrauen zu säen und die Persönlichkeit zu verletzen, streute er Gerüchte, sie sei gar kein Opfer, sondern selbst Spitzel. Lesungen wurden gestört, Herta Müller als Nestbeschmutzerin beschimpft. Auch nach dem Sturz des Ceaucescu-Regimes hörte das nicht auf, der Geheimdienst gab sich einen neuen Namen, aber das Personal blieb gleich. Diese Erfahrungen haben Herta Müller für das Phänomen des Heimatverlusts empfänglich gemacht. Jetzt hofft sie, dass die Exilanten des 20. Jahrhunderts wenigstens im Gedächtnis der Nachgeborenen eine Heimat finden.
Quelle: programm.ard.de